Lebensmittel

Erdbeeren zu Weihnachten und massenweise bunte Eier zu Ostern? Wohl kaum ein Thema spaltet so sehr wie nachhaltige Lebensmittel. Obwohl zahlreiche Studien die direkten und teils verheerenden sozialen und ökologischen Auswirkungen von Nahrungsmittelerzeugung, -verarbeitung und – transport belegen, tun wir uns mit der Vernunft beim Genuss oftmals schwer. Auch wenn sich die Gerüchte um ungenießbaren Fair Trade Kaffee und schrumpelige Biokarotten seit Jahrzehnten halten, Fair Trade- und Bioprodukte überzeugen längst nicht mehr allein durch nachhaltige Argumente, sondern auch durch gute Qualitäten, die den Genuss nicht zu kurz kommen lassen.

Grundsätzlich sollten Sie beim Kauf von Lebensmitteln wann immer möglich regionale und saisonale Produkte bevorzugen, weisen diese doch eine erheblich bessere CO2-Bilanz auf als eingeflogene Lebensmittel, auch wenn diese mit einem Biosiegel versehen sind.

Dabei spielt allerdings auch immer die Qualität der Lebensmittel eine Rolle, denn regional verfügbar können auch Mastschweine aus intensiver Haltung sein.
Genussmittel wie Tee, Kaffee und Schokolade, aber auch Nüsse, Süd- und Trockenfrüchte sollten möglichst nach sozialen und ökologischen Kriterien ausgewählt werden, dabei besitzt ein steigender Anteil der fair gehandelten Produkte mittlerweile auch Bioqualität oder berücksichtigt die Umstellung auf ökologischere Anbauweisen.
Zur Orientierung gibt es eine Vielzahl von Siegeln, denen unterschiedlichste Schwerpunkte und Nachhaltigkeitskriterien zu Grunde liegen.

Siegel und Label

    BIO Siegel und EU-Bio Logo nach der EU-Öko-Verordnung

    Staatliches Bio-Siegel für über 50.000 Produkte und Lebensmittel, die nach den Kriterien der EG Öko-Verordnung hergestellt sind. Auf den Produkten müssen die Kontrollstellen aufgeführt sein. Herausgegeben wird das Siegel vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz. Auf der Homepage des Ministeriums sind Händler und Hersteller aufgeführt, deren Produkte mit dem Bio Siegel ausgezeichnet sind. Die Kontrollen finden zusammen mit denen für das EU-Label Ökologischer Landbau statt. Kantinen und Restaurants können das Bio-Siegel für Menüs nutzen.

    Bioland Siegel

    Größter ökologischer Anbauverband Deutschlands. Über die gesetzlichen Standards der EG Öko-Verordnung hinaus arbeitet Bioland (https://www.bioland.de/ueber-bioland) nach den Richtlinien des organisch-biologischen Anbaus. Fruchtfolge, Artenvielfalt, Bindung der Anzahl der Tiere an die Größe des Betriebs. Die Produkte werden im Sinne einer vollwertigen Ernährung verarbeitet. Auch soziale Kriterien werden in den Biolandrichtlinien berücksichtigt. Betriebe, die nach Biolandrichtlinien produzieren, sind auf der Homepage des Verbandes aufgelistet.

    Demeter

    Der Demeter Verband vertritt die biologisch-dynamische Landwirtschaft, die auf den Anthroposophen Rudolf Steiner zurückgeht. Der in den 1920er Jahren gegründete Verband agiert weltweit. Die Richtlinien schreiben in allen Herstellungs- und Produktionsschritten die Verantwortung für Mensch und Natur, sowie jährliche Kontrolle durch die gesetzliche EG Öko-Kontrolle und durch einen vom Verband gewählten Inspektor vor. Demeterhöfe und Händler sind auf der Homepage des Verbandes zu finden.

    Marine Stewardship Council MSC

    Der MSC ist eine weltweit tätige, unabhängige und gemeinnützige Einrichtung, die sich für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Befischung der Meere einsetzt. Anhand des blauen MSC-Umweltsiegels auf Fisch- und Meeresfrüchteerzeugnissen in Supermärkten und in Fischtheken können Konsumenten Produkte aus nachhaltig arbeitenden Fischereien identifizieren. Diese Produkte stammen aus Fischereien, die die Bewertung nach MSC-Standard durchlaufen haben und nachweislich nachhaltig arbeiten. Die Zertifizierung erfolgt über unabhängige Unternehmen. Die Einhaltung der Standards wird regelmäßig überprüft. Soziale Kriterien werden bei der Zertifizierung nicht berücksichtigt. Welche Produkte es aus nachhaltiger Fischerei gibt, können Sie in der MSC-Produktsuche sehen.

    Naturland & Naturland Fair

    Der Verband wurde in Bayern 1982 gegründet und hat mehr als 49.000 Mitglieder. Naturland hat neben der ökologischen Landwirtschaft Richtlinien, die über die gesetzlichen Vorschriften hinausgehen, auch ökologische Richtlinien für Aqua-Kultur, Fischerei und Forstwirtschaft. Über die Aktion ‚“Faire Partnerschaften“ zeichnet Naturland Unternehmen aus, die soziale Verantwortung und faire Erzeugerpreise garantieren. Die Überprüfung erfolgt durch von Naturland beauftragte Kontrollstellen und Stichprobenkontrollen. Eine Übersicht über Naturlandhöfe ist auf der Homepage des Verbandes gelistet.

    Neuland

    Der Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung e.V. wurde 1988 gegründet. Träger von Neuland ist der Deutsche Tierschutzbund, AG bäuerliche Landwirtschaft, der BUND und die BUKO-Agrar Koordination. Die Richtlinien umfassen Haltung, Fütterung, und Transport der Tiere. Im Gegensatz zu anderen ökologischen Anbauverbänden muss bei Neuland kein ökologisches Futter verwendet werden. Der Verein unterstützt kleine bäuerliche Strukturen durch angemessene Preisgestaltung und die Begrenzung von Fläche und Tierzahl. Die Kontrolle geschieht jährlich über ein eigenes unabhängiges Kontrollsystem. Auf der Homepage sind die Läden, die Neuland-Produkte verkaufen, nach Bundesländern gelistet.

    Fairtrade-Siegel

    Als unabhängige Siegelinitiative handelt der Verein TransFair nicht selbst mit Waren, sondern vergibt sein Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte auf der Grundlage von Lizenzverträgen.

    Die Kriterien des Fairen Handels entsprechen den internationalen Standards die von Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) erarbeitet wurden.

    Die Zertifizerungsaufgaben wurden an FLO-CERT GmbH übertragen, um die Glaubwürdigkeit des Fairtrade-Siegels sicherzustellen. FLO-CERT arbeitet mit einem unabhängigen, transparenten und weltweit konsistenten System, das den Anforderung der DIN ISO Norm 65 folgt. ISO 65 ist heute die weltweit akzeptierte Akkreditierungsnorm für Zertifizierungsorganisationen.

    GEPA fair +

    Kein wirkliches Siegel, aber ein deutliches Statement der GEPA, das in vielen Bereichen deutlich über die Fair-Handelskriterien hinausgeht und auf langfristige partnerschaftliche Zusammenarbeit setzt. Die GEPA gehört zu einer Reihe von Fair-Handels-Importeuren, die zu 100 % Fairen Handel betreiben. Neben dem Vertrieb fairer Produkte setzen sie sich für eine grundsätzliche Veränderung der Regeln des Welthandels ein und leisten Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit.

    ECO VIN

    Zusammenschluss ökologisch produzierender Weingüter in Deutschland. Seit 1985 zeichnet Ecovin Trauben, Säfte, Weine, Sekte und Weinbrände der Weingüter aus, die nach den Richtlinien des Verbandes arbeiten. Der Ökoweinbau verzichtet u. a. auf den Einsatz von Herbiziden, chemisch-synthetischen Insektiziden und gentechnisch veränderten Pflanzen. Die Richtlinien werden in Form eines Zusatzfragebogens durch die gesetzliche EG-Öko-Kontrolle jährlich geprüft und Stichproben durchgeführt. Die Mitglieder sind nach Weinbaugebieten geordnet auf der Homepage gelistet.